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Illiniza Sur Illiniza Sur
2018-12-05 12:00:00

Words and photography by | Nate Smith

Mit 5 263 m ist der Illiniza Sur der sechsthöchste Gipfel Ecuadors und einer der technisch anspruchsvolleren Berge des Landes. Er wird oft übersehen, gibt es dort doch so berühmte Vulkane wie den Chimborazo (Ecuadors höchster Berg mit 6 310 m) und Cayambe (5 790 m). Illiniza ist ein wunderschöner, steiler Berg, der neben hervorragendem technischen Klettern in Eis und Schnee auch atemberaubende Ausblicke bietet. Die Bedingungen in der Route können von stabilem Firn bis technischem Eisklettern erheblich variieren.


Der Nachbar Illiniza Norte (5 126 m) ist ein untechnischer, aber schwieriger Trekking-Gipfel, der an seinem mit Felsen durchsetzten Grat einiges an Wander- und Kletterpartien bereithält. In prähistorischer Zeit waren die beiden Gipfel wohl ein einziger Vulkan, jetzt sind sie durch einen kurzen Sattel miteinander verbunden. Die Erstbesteigung des Illiniza Sur erfolgte im Mai 1880 durch Jean und Louis Carel von der Whymper-Expedition. Der Berg wurde schon oft erfolgreich bestiegen, aber der Gletscher zog sich in den letzten Jahren weit zurück, was die Besteigung erheblich schwieriger macht.

Die Anreise zum Illiniza Sur erfolgt meist über Quito, von wo aus das öffentliche Verkehrsnetz, ein Mietwagen oder ein lokaler Betreiber genutzt wird, um über den Panamerika-Highway nach Süden in den Ort El Chaupi zu kommen. Von El Chaupi aus wird ein Allradfahrzeug empfohlen, um das Schutzgebiet und den Ausgangspunkt zu erreichen.

Auf der Hauptstraße etwas außerhalb von El Chaupi liegt der offizielle, bewachte Eingang, von dort aus kommt man zum Start des Zustiegs. Es ist Vorschrift, dort anzuhalten und sich bei den lokalen Rangern anzumelden. Die Pässe werden geprüft und das eigene Vorhaben muss erläutert werden. Obwohl das Gesetz noch nicht offiziell ist, muss seit 2016 jeder, der sich in Ecuador auf vergletschertem Terrain bewegt, von einem Bergführer der Ecuadorian Mountain Guides Association begleitet werden. Um bei den lokalen Behörden einen guten Stand zu haben, muss jeder Gipfelaspirant, egal mit welchem logistischen Aufwand er die Expedition betreibt, einen dazu berechtigten lokalen Bergführer dabeihaben

Bergführer wie Mountain Education & Development arrangieren auch die Logistik vor Ort, der Transport, Übernachtungen und den Eintritt in das Schutzgebiet enthält.

Am Startpunkt auf 3 900 m angekommen, führt nur eine einzige Trekkingroute zur Berghütte (Ilinizas Refuge auf 4 700 m) im Sattel zwischen Illiniza Sur und Illiniza Norte. Dieser Trek dauert normalerweise zwischen 3 und 4 Stunden. Kletterer können entweder in der Hütte übernachten, in deren Umgebung zelten, oder in einem Zug den Gipfel besteigen. Die Nutzungsgebühr für die Übernachtung in der Hütte sollte im Voraus mit dem Management besprochen und bezahlt werden.

Von der Hütte aus führt der Weg in südwestlicher Richtung durch die alpine Moränenlandschaft und gewinnt schnell an Höhe. In dieser Sektion kann die Orientierung schwierig werden. Der Weg ist zwar durch Steinmännchen markiert, die aber selten sind und auf die wenig Verlass ist. An einem 30 Meter-Felsband namens 'The Terrace' hört der Weg schließlich auf. In früheren Jahren war hier der Gletscher, aber der Gletscherrückzug hinterlässt hier ein loses, nicht absicherbares Felsband. Normalerweise wird diese Seillänge von einem starken Kletterer vorgestiegen, der oben einen Anker installiert und die anderen Teammitglieder dann nachsichert.

Oberhalb der Terrasse gab es zwei oder drei Routen. Heutzutage wird nur noch eine davon begangen, um auf den Gipfel zu kommen. Diese Route, die Normalroute, führt direkt oberhalb der Terrasse durch steiles Schnee- und Gletschergelände. In diesem Teil der Route gibt es einige Gletscherspalten und es können komplexere alpine Klettertechniken nötig werden. Nach etwa 500 Klettermetern erreicht man einen letzten Gletscherrücken. Von hier aus halten sich die Kletterer links und klettern weiter auf schlechtem Fels, bevor es auf den letzten 100 Meter zum Gipfel noch einmal in alpines Eis und Schnee geht.

Der Gipfel ist eine Besonderheit des Berges. Geradezu komfortabel ist die Größe des Gipfels, der an klaren Tagen eine 360 Grad Sicht auf die umgebenden Gipfel der ecuadorianischen Straße der Vulkane bietet.

Beste Reisezeit

In Ecuador gibt es zum Klettern zwei Zeiträume: Mitte Mai bis Mitte August und Mitte November bis Mitte Februar. Die Monate dazwischen sind Regenzeit, die eine Menge Schnee in die höheren Lagen bringt, was die Lawinengefahr und die Kletterschwierigkeiten deutlich erhöht.

Training und Fertigkeiten

Ob ein Kletterer an diesem Gipfel Erfolg hat oder nicht, wird von vielen Faktoren beeinflusst. Körperliche Kondition gehört genauso dazu wie ausreichend Klettererfahrung und Technik. Zuerst sollte festgelegt werden, mit welcher Methode man den Gipfel besteigen will. Nimmt man Biwakmaterial mit und übernachtet oben am Berg? Ist man schnell und leicht unterwegs und besteigt den Gipfel in einem einzigen Zug? Dieser Gipfel erlaubt beide Methoden, und natürlich benötigen beide ausreichend Vorbereitung im Vorfeld.

Iliniza Sur ist ein Hochgebirgsgipfel. Sein Gipfel ist höher als viele der unteren 48 Staaten in den USA und höher als alle Berge in Europa (außer dem Mt. Elbrus mit 5 642 m). Interessierte Kletterer sollten in höheren Lagen, als sie normal gewohnt sind, Erfahrungen sammeln und wenn möglich dort auch Ausdauertraining absolvieren.

Alpine Klettertechniken sind Voraussetzung, um diesen Gipfel zu bezwingen. Gletschererfahrung und Erfahrung in vertikalem Eis und Schnee sollten ebenfalls dazu gehören. Der der Umgang mit der Lawinengefahr und die Beurteilung der Schneebedingungen sollten dem Kletterer vertraut sein.

Ausrüstung
Illiniza Sur liegt nahe am Äquator, was bedeutet, dass in der Region mit ziemlich viel inige Niederschlag gerechnet werden muss. Am Berg und beim Zustieg sind (selbst in der Trockenzeit) Schneefall und Regen nicht ungewöhnlich. Die große Höhe und die technischen Voraussetzungen dieser Route sollten nicht unterschätzt werden. Alpinbergstiefel mit Innenschuh, Regenjacke und -hose, isolierende Schichten, die auch noch in feuchtem Zustand wärmen, und ein gutes Lagensystem für Alpinklettern sind dringend notwendig.

Für den Aufstieg werden Material und Ausrüstung zum alpinen Bergsteigen bestehend aus zwei Eisgeräten, Steigeisen aus Stahl mit horizontalen oder vertikalen Frontalzacken, Eisschrauben, Eispflöcke und Seile benötigt.

Abschließende Gedanken
Dieser Gipfel, verglichen mit anderen in Ecuador, wird oft übersehen und/oder unterschätzt, aber die Belohnung, die er bringt, ist weit größer als nur der Ausblick vom Gipfel. Er ist aus vielen Gründen eine hervorragende alpine Herausforderung, an die man sich gerne erinnert, egal ob man den Gipfel erreicht hat oder nicht.

Vielen Dank an Nate und das Team für das Summit Special in diesem Monat.