Text von | Greg Boswell
Gerade vom Klettern auf dem Buckskin Gletscher in Alaska zurückgekehrt, kann man Rab-Athlet Greg nicht anders beschreiben als „pulsierend“. Greg und sein Kletterpartner Will Sim waren gesegnet mit dem Seltensten, das es in Alaska gibt: perfektes Wetter. Eine Periode mit dauerhaftem Hochdruck führte dazu, dass das Team nicht eine, sondern zwei neue Routen klettern konnte. Wir trafen Greg, um mit ihm darüber zu sprechen, wie es ihm bei seiner erste Reise in diese Region erging, und wie es sich anfühlte, in so einem unglaublichen Teil der Welt zu leben, ihn zu erkunden und dort zu klettern.
Also, das Wichtige zuerst: warum Alaska? Wolltest du da schon lange einmal hin?
Ja, nach Alaska wollte ich schon seit Jahren. Ich hatte früher sogar schon beinahe einen Trip organisiert, daraus wurde aber nichts, als dann aber Will mir imfrühen Winter eine Nachricht schrieb und fragte, was ich im Frühling vorhatte und ob ich neugierig auf Alaska wäre, war ich sofort dabei und sagte einfach ja!
Warum suchtet ihr Euch speziell den Buckskin Gletscher aus?
Dafür gibt es ein paar Gründe: Keiner von uns war je in dieser Gegend von Alaska gewesen, da war also dieser fesselnde Neuland Aspekt. Bekanntlich ist der Bucksin auch die Heimat einiger harter und knorriger Berge, wo es viele neue Routen zu erschließen gibt, und das zog uns natürlich auch an. Zu guter Letzt ist einer der Hauptgründe, dass er bei den Massen ziemlich unpopulär ist, ein Merkmal, nach dem ich meine Berge immer aussuche, da es einfach schön ist, unterwegs ein wenig Ruhe und Einsamkeit zu genießen.
Hattest du im Voraus schon Ideen zu den Routen oder seid ihr einfach hingefahren und habt geschaut was möglich ist?
Es war auf jeden Fall von Beidem etwas. Wir hatten den groben Plan uns eine Linie anzusehen, über die wir nur ganz wenig Informationen hatten, aber ich glaubte nicht, dass das eine sichere und machbare Option wäre. Also hielten wir uns an unsere übliche Vorgehensweise im schottischen Winter: einfach klettern, was beim Anblick toll aussieht!
Wir waren scharf auf Routen, die so aussehen, als hätten sie eine gute Mischung aus Eis-, Fels- und Mixed-Klettern . Aber wir wollten auch die technische Herausforderung, denn wir wollten nicht einfach nur mühselig im Schnee umherstapfen und Gipfel sammeln, wir waren schließlich zum KLETTERN da!
Wie kamt Ihr dann zum Gletscher hin?
Auch wenn es weit weg von zu Hause war und es eine Menge zu organisieren gab, um wenn nötig mindestens vier Wochen auf dem Gletscher zu verbringen, verlief die Anfahrt recht gut und alles verlief ziemlich nach Plan. Ich flog von Edinburgh aus mit zwei Freunden, die mit zum Gletscher kamen. Nach 3 Flügen und 26 Stunden waren wir am Flughafen von Anchorage, und trafen dort Will, der von Genf aus geflogen war und eine Stunde vor uns ankam. Er holte den Mietwagen ab, den wir am nächsten Tag brauchen würden.
Dann fuhren wir zu einem Hotel und machten es uns bequem. Am nächsten Tag ging es nur ums Einkaufen und um die Verpflegung! Wir holten unsere Leih-Ski, Satellitentelefone ab und kauften eine Menge Nahrungsmittel. Dann machten wir den obligatorischen Touristen-Trip in den Waffenladen, um uns dort das ganzen Angebot der Todbringer anzusehen. Es war auf eine nicht besonders gute Art cool, aber auch ziemlich beängstigend, dass man die Dinger so einfach bekommt!
Nach einer weiteren durch Jetlag verursachten unruhigen Nacht mit wenig Schlaf, brachten wir den Mietwagen zurück zum Flughafen und wurden vom Shuttle-Bus abgeholt, den wir organisiert hatten, um uns und unsere Ausrüstung nach Talkeetna zu bringen.
Danach arrangierte das Talkeetna Air Taxi Büro unseren Flug in die Berge, wir wogen unsere komplette Ausrüstung und machten sie fertig, um am Folgetag (Sonntag) zum Gletscher geflogen zu werden. Wir konnten wegen des Wetters einen Tag lang nicht fliegen, aber am Montag schafften wir es endlich auf den Buckskin und begannen, unser Basislager aufzubauen. Dann gingen wir auf eine kurze Skitour, um unsere Ziele zu erkunden, so lange die Sonne noch schien.
Ihr hattet also einen ziemlich erfolgreichen Trip. Kannst du uns durch die beiden neuen Routen führen?
Ja, wir hatten einen großartigen Trip zum Buckskin. Wir konnten zwei außergewöhnliche Routen klettern, beide mit nur wenigen Problemen und keinen Fehlern. Wir legten eine starke Linie an der Südostwand des Bears Tooth (Beastiality) zurück, die einem großen Schluchtensystem weit oben auf dem Gipfelgrat folgte. Das war unser Hauptziel und wegen der großen, objektiven Gefahr durch große, hängende Seraks weiter unten waren wir nicht sicher, ob wie überhaupt soweit kommen würden. Aber nach einigen Erkundungsgängen mit offenen Augen, konnten wir die Hauptwand doch noch recht sicher erreichen und dann ging das Spiel los. Wir versuchten, der Schlucht zu folgen, aber mussten für 10 Seillängen auf die rechte Wand ausweichen, da der Fels in den überhängenden Kaminen sehr instabil war. Wir waren uns nicht sicher, ob wir es wieder ins Couloir schaffen würden, aber wir hatten Glück und wir schafften es. Einmal zurück in der Hauptverwerfung war es Seillänge um Seillänge erstklassiges Mixed- und Eisklettern, den verschneiten Grat hinauf und weiter bis zum Gipfel!
Unsere zweite Route (Shark Fishing) hatten wir schon während unserer Tour am Bears Tooth ausgespäht. Es war eine etwas splittrige Schnee-Eis-Linie, die sich ihren Weg auf einen kleinen Gipfel auf der gegenüberliegenden Seite des Gletschers bahnte. Wir kletterten sie ziemlich entspannt, mit dem Erfolg im Rücken. Wir hatten eine unglaublich tolle Zeit in den 4 Tagen unserer Kletterei an der vorigen Route, dass die Besteigung von irgendetwas anderem nur noch ein Bonus war. Aber nach weiteren zwei tollen Tagen Mixed-Klettern auf makellosem Granit und einem ziemlich kalten Biwak, saßen wir auf dem Gipfel einer weiteren neuen Weltklasse Route und wahrscheinlich (wir warten noch auf Bestätigung) die Erstbesteigung dieses Berges. Das wäre natürlich das Sahnehäubchen!
Konnte Alaska Deine Erwartungen erfüllen?
Die einzige Möglichkeit, diese Frage zu beantworten, ist: „Jenseits aller Erwartungen“! Der Trip überstieg jede nur vorstellbare Erwartung. Das könnte daran liegen, dass wir so gutes Wetter und Erfolg beim Klettern hatten, aber es war einer der besten Trips und Kletterunternehmungen, auf denen ich jemals unterwegs war! Die Aussichten und die Landschaft waren atemberaubend und ich denke, es wird schwierig, hilfsbereiteren und freundlicheren Menschen zu begegnen wie den Einheimischen, die wir trafen. Es könnte auch sein, dass ich wegen des Hochdrucks, den wir während unserer Zeit auf dem Gletscher hatten, eine falsche Vorstellung von der Gegend habe. Ich lasse mich aber gerne eines Besseren belehren, wenn ich dorthin zurück kehre und vier Wochen lang versuche, mein Zelt während eines typischen Schneesturms in Alaska immer wieder auszugraben. Das hört sich eher nach den üblichen Vorkommnissen an.
Da es Dein erstes Mal dort war, wie vergelichbar ist diese Region mit anderen Gegenden, in denen du schon unterwegs warst?
Die schiere Größe der Berge dort war schwierig zu fassen. Was wie eine 10-Minuten Skifahrt auf dem Gletscher aussahen, dauerten eineinhalb Stunden und Wände, die eindrucksvoll aber zugänglich aussahen, gestalteten sich unheimlich schwierig, vor allem auf den einfach aussehenden Abschnitten.
Meine Ratschläge für alle, die diese Region besuchen wollen:
- Das Aussehen kann täuschen.
- Schneepilze sind hart, ermüdend und verdammt furchteinflößend.
- Verstecke Dich immer unter Deinem Rucksack, wenn du sicherst.
- Wann immer du denkst, es sei kalt, denke daran, dass du in Alaska bist. (Will erinnerte mich ständig daran)
- Und zuletzt, wenn du das Essen für den Trip einkaufst, du brauchst wirklich mehr Bagels!
Das Beste und das Schlimmste des Trips?
Das Beste war wirklich auf dem Gipfel des Bears Tooth zu sitzen und zuzuschauen, wie die Sonne hinter dem Denali untergeht, nachdem ich die beste Route meines Lebens geklettert bin.
Das Schlimmste war definitiv der Heimflug, mehrere Stunden in einem überfüllten Flugzeug bei schwüler Hitze, nach dem wir gerade 3 Woche in Einsamkeit und bei Minusgraden verbracht hatten. Das war ein ziemlicher Schock für Körper und Geist!
Die wichtigste Frage am Schluss: bereitest du eine Rückkehr dorthin vor?
Definitiv! Es wäre unmöglich, nicht an so einen inspirierenden Platz zurückzukehren. Will und ich sprachen schon über einige Pläne für die nächste Zukunft. Ich hoffe nur, dass es das nächste Mal ebenso erfolgreich wird.